Globale Trends zu Flucht und Asyl im Jahr 2021

Von Marcus Engler und Ulrike Krause

 

Anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni veröffentlicht das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) seit vielen Jahren den Global Trends-Bericht. Dieser ist auch heute erschienen und gibt einen Überblick über das Fluchtgeschehen des letzten Jahres. Erneut sind die Zahlen von Geflüchteten gestiegen. Die meisten Geflüchteten leben nach wie vor in Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommensniveau. Der Zugang zu dauerhaften Lösungen hat sich geringfügig verbessert, bleibt aber weit entfernt vom Bedarf. Aufnahmesituationen dauern lange an. Erstmalig enthält der Bericht eine Prognose für das laufende Jahr. Unter Berücksichtigung der Fluchtbewegungen aus der Ukraine geht UNHCR von mehr als 100 Millionen Geflüchteten aus.

 

Seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten erscheint der Global Trends-Bericht, in dem UNHCR die Entwicklungen des weltweiten Fluchtgeschehens jeweils des Vorjahres dargelegt. In unserem Beitrag gehen wir auf die zentralen Trends ein und reflektieren sie vor dem Hintergrund der Entwicklungen der letzten Jahre. Hierfür knüpfen wir an den Beiträgen an, die wir seit 2015 über die Global Trends-Berichte im FluchtforschungsBlog veröffentlicht haben (siehe die Beiträge über die Entwicklungen in 2020, 2019, 2018, 2017, 2016 und 2015 oder die Reihe Globale Trends).

 

Überblick über globale Entwicklungen in 2021

Auch in diesem Jahr belegt UNHCRs Global Trends-Bericht, dass die Zahlen von geflüchteten Menschen weltweit weiterhin ansteigen. Dieser bedauerliche Trend lässt sich bereits seit 2012 beobachten. In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Zahlen von Geflüchteten mehr als verdoppelt (siehe das nachstehende Diagramm).

Ende 2021 waren laut UNHCRs Bericht weltweit 89,3 Mio. Menschen auf der Flucht bzw. in Aufnahmestaaten und -regionen. Dies entspricht einer deutlichen Zunahme um fast 7 Mio. Menschen im Vergleich zum Vorjahr (2020: 82,4 Mio. Geflüchtete). Der Bericht nimmt hier Angaben über unterschiedliche rechtliche ‚Kategorien‘ von Geflüchteten auf. Dies sind Flüchtlinge, Asylsuchende, Binnenvertriebene und sogenannte Venezuelans displaced abroad. Hintergrund dieser 2019 eingeführten gesonderten Kategorisierung von Menschen aus Venezuela sind die verschiedenen rechtlichen und praktischen Rahmenbedingungen der Schutzgewährung in lateinamerikanischen Staaten. Nicht im Global Trends-Bericht berücksichtigt werden hingegen Geflüchtete, die ihre Herkunftsregionen etwa aufgrund von Klima- und Umweltveränderungen (dies wird zumindest thematisiert, S. 10-11), Armut und wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit verlassen mussten.

Die mit Abstand größte Gruppe der Geflüchteten waren 2021 – wie in den Vorjahren – binnenvertriebene Menschen, die innerhalb ihrer Herkunftsstaaten geflohen sind. Ihre Zahl lag Ende 2021 bei 53,2 Mio. bzw. rund 60% aller Geflüchteten. Dies sind über 5 Mio. Menschen mehr im Vergleich zu 2020 (48 Mio.). Die Situation von Binnenvertriebenen ist häufig besonders unsicher. Aufgrund ihrer Flucht in Herkunftsländern sind die Menschen nicht völkerrechtlich geschützt, sondern die Staaten tragen die Schutzverantwortung, wobei diese mitunter zur Flucht der Menschen beitragen. Für die internationale Gemeinschaft ist es meist schwierig, humanitäre Unterstützung zu leisten.

Zudem weist der Bericht etwa 27,1 Mio. Flüchtlinge aus, d.h. Menschen, die über internationale Grenzen geflohen sind und in anderen Staaten Schutz suchen. Auch diese Zahl hat sich gegenüber dem Vorjahr erhöht (26,4 Mio.). Darunter fallen zum einen 5,8 Mio. palästinensische Flüchtlinge unter dem Mandat des Hilfswerks der Vereinten Nationen für palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA). Zum anderen werden 21,3 Mio. Flüchtlinge unter dem Mandat von UNHCR erfasst.

Auch die Zahl von Asylsuchenden, deren rechtlicher Status noch nicht endgültig festgestellt wurde, ist angestiegen und belief sich auf 4,6 Mio. Menschen (2020: 4,1 Mio.).

UNHCR geht zudem von 4,4 Mio. Venezolaner*innen aus, die sich in anderen Staaten aufhalten, aber nicht immer als Flüchtlinge oder Asylsuchenden registriert sind (2020: 3,9 Mio.). Insgesamt sind inzwischen laut UNHCR 6,1 Mio. (2020: 5,4 Mio.) Venezolaner*innen in andere Staaten geflohen.

Ferner verweist der Global Trends-Bericht auf etwa 4,3 Mio. staatenlose Menschen weltweit. Sie sind allerdings nicht in der Gesamtzahl der Geflüchteten enthalten. Hier handelt es sich um de jure und de facto Staatenlose, also um Menschen, die keine Staatsangehörigkeit besitzen (de jure) oder diese formell zwar haben, sie aber nicht anerkannt wird oder die Menschen keinen Schutz erhalten (de facto). Durch unzureichende oder in vielen Staaten sogar fehlender Erfassung ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl von Staatenlosen – insbesondere unter de facto Staatenlosen – deutlich höher ist.

Von den weltweit 89,3 Mio. geflüchteten Menschen sind UNHCRs Bericht zufolge 16,1 Mio. Menschen 2021 neu vertrieben worden (2020: 11,2 Mio.). Wichtig ist dabei zu berücksichtigen, dass manche der Menschen bereits in der Vergangenheit geflohen und somit von Mehrfachvertreibung betroffen sind. Unter den neu vertriebenen Menschen sind 1,7 Mio. Flüchtlinge, die außerhalb des Herkunftslandes Schutz suchten, sowie 14,4 Mio. Binnenvertriebene innerhalb der Länder. Besonders umfangreich kam es zu neuer Flucht und Vertreibung  laut Bericht durch die Konflikte in Afghanistan, Äthiopien, Burkina Faso, Myanmar und Venezuela (S. 6).

Das folgende Diagramm legt die Entwicklungen von 2012 bis 2021 dar und deutet bereits einen weiteren deutlichen Anstieg der Zahlen geflüchteter Menschen in diesem Jahr an.

Quelle: UNHCR (2022), S.7.

 

Da der vorliegende Global Trends-Bericht immer nur die Entwicklungen bis zum Ende des Vorjahres erfasst, fallen aktuelle Fluchtbewegungen, die etwa durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine seit Ende Februar 2022 ausgelöst wurden, nicht in der Betrachtungszeitraum des Berichts. Aufgrund des Ausmaßes der gegenwärtigen Fluchtsituation hat UNHCR im Global Trends-Bericht allerdings bereits Angaben aufgenommen. UNHCR spricht von einer der größten Vertreibungssituationen seit 1945 und „certainly the fastest“ (S. 6).

Laufend aktualisierte Daten zu Fluchtbewegungen weltweit finden sich auf dem UNHCRs Datenportal. Durch den Krieg in der Ukraine wurden rund 7,7 Mio. Grenzüberquerungen aus der Ukraine in benachbarte Staaten registriert (Stand: 17.06.2022). UNHCR geht von 5,1. Mio. Flüchtlingen aus der Ukraine in Europa aus, von denen etwa 3,4 Mio. für einen temporären Schutz oder ähnliche nationale Schutzprogramme registriert sind. Die IOM verweist darüber hinaus auf mehr als 7,1 Mio. Binnenvertriebene im Land (Stand: 23.05.2022).

Aufgrund der aktuellen Fluchtbewegung auch in weiteren Regionen weltweit wie in Burkina Faso und Myanmar nimmt UNHCR davon an, dass die Zahl der Menschen auf der Flucht Mitte des Jahres 2022, die Schwelle von 100 Mio. bereits überschritten hat.

 

Demografische Aufteilung in binären Strukturen

Einhergehend mit unserem letzten Beitrag über die globalen Trends möchten wir auch hier wieder auf demographische Angaben im Bericht eingehen. Der aktuelle Global Trends-Bericht legt nicht nur die primär rechtlichen ‚Kategorien‘ geflüchteter Menschen, sondern auch die demografischen Zusammensetzungen der Gruppen dar. Bereits auf Seite 3 des Berichts werden Alter- und Geschlechtsstrukturen mit dem nachstehenden Diagramm herausgestellt.

Quelle: UNHCR (2022), S.3.

 

Ähnliche Tendenzen führt der Bericht mit Blick auf die als Flüchtlinge kategorisierten Menschen (S. 16) aus. Insgesamt sind also die meisten geflüchteten Menschen im Alter von 18 bis 59 (52%) sowie von 0 bis 17 Jahren (41%). Da es sich hier um höchste weite Altersspannen handelt, sind die Ergebnisse kaum verwunderlich.

Kritisch zu reflektieren ist allerdings, dass UNHCRs Global Trends-Bericht auch in diesem Jahr wieder an binären Strukturen festhält und lediglich von Frauen und Männern unterschiedlicher Altersgruppen spricht.  LGBTIQ+ Personen (lesbische, schwule, bisexuelle, trans, inter, asexuelle, queere und weitere Personen) werden nicht einmal im Bericht erwähnt. Dies stellt einen Rückschritt in der Berichterstattung dar.

 

Regionale Entwicklungen der Herkunfts- und Aufnahmeländer

2021 halten die Entwicklungen der vergangenen Jahre an. Die meisten Menschen fliehen innerhalb ihrer Herkunftsregionen und halten sich daher in Ländern im ‚Globalen Süden‘ auf. Laut dem aktuellen Global Trends-Bericht waren Ende 2021 83% (2020: 86%) aller Flüchtlinge in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, 27% sogar in sogenannten „am wenigsten entwickelten Ländern“ und 72% flohen in benachbarte Staaten.

Bei näherer Betrachtung der primären Herkunfts- und Aufnahmestaaten von Geflüchteten offenbaren sich nur geringe Veränderungen im Vergleich zu den Vorjahren. Die meisten als Flüchtlinge determinierten Menschen sind 2021 aus Syrien, Venezuela, Afghanistan, Südsudan, Myanmar, der Demokratischen Republik Kongo, Sudan, Somalia, Zentralafrikanische Republik und Eritrea geflohen (siehe S. 17). Zuflucht und Schutz suchten die meisten Menschen in der Türkei, Kolumbien, Uganda, Pakistan, Deutschland, Sudan, Bangladesch, Libanon, Äthiopien und Iran (siehe S. 19).

Hier wird einmal mehr deutlich, dass gewaltsame Konflikte und die dadurch ausgelösten Fluchtbewegungen in vielen Fällen sehr lange andauern (siehe nächster Abschnitt).

 

Langwierige Aufnahmesituationen und dauerhafte Lösungen

Laut UNHCRs Global Trends-Bericht befanden sich 2021 etwa 15,9 Mio. der als Flüchtlinge kategorisierten Menschen (74%) in sogenannten langwierigen Situationen (englisch: protracted refugee situations). Insgesamt verweist UNHCR auf 51 Situationen in 31 Ländern. UNHCR definiert diese Situationen gemeinhin als jene, in denen mindestens 25.000 Flüchtlinge der gleichen Nationalität für mindestens fünf Jahre im Exil sind. Im Vergleich zum Vorjahresbericht verweist der aktuelle Global Trends-Bericht auf Flüchtlinge „in a given low- or middle-income host country“ (S. 20). Dieser Fokus ist problematisch, da er zu einer strukturellen Andersstellung der Staaten führt. Doch auch in westlichen Staaten können langwierigen Situationen aufkommen. Nicht genauer ausgewiesen wird die Situation von Binnenvertriebenen in langwierigen Situationen.

Diese langwierigen Situationen stehen im Kontrast zur erhofften Kurzfristigkeit von Flucht und Aufnahme von Geflüchteten mit baldiger Lösungsfindung. Häufig müssen Geflüchtete somit über viele Jahre hinweg in unsicheren Verhältnissen im Exil leben. Ausschlaggebend ist hier allen voran, dass gewaltsame Konflikte meist lang andauern und die Menschen nicht in Herkunftsländer zurückkehren können. Beispiele hierfür sind etwa der Krieg in Syrien, der 2011 begonnen hat, oder die Konflikte in der Demokratischen Republik Kongo und Afghanistan, der sogar schon seit mehreren Jahrzehnten andauern.

Daher sind langwierige Aufnahmesituationen das unmittelbare Ergebnis davon, dass dauerhafte Lösungen für Geflüchtete nur äußert unzureichend umgesetzt werden. Zusätzlich zur freiwilligen Rückkehr in Herkunftsregionen gelten auch die lokale Integration in Asylländern (mit Perspektive auf dauerhaftes Bleiberecht) sowie die Umsiedlung bzw. das Resettlement in sichere Drittstaaten als dauerhafte Lösungen. Der aktuelle Global Trends-Bericht offenbart ein bitteres Anhalten der Entwicklungen der vergangenen Jahre: Nur ein Bruchteil aller Geflüchteten weltweit erhält Zugang zu einer der drei dauerhaften Lösungen. Während dies wie dargelegt einerseits auf langwierige Konflikte zurückgeführt werden kann, muss andererseits festgehalten werden, dass Staaten die Rückkehr in Herkunftsstaaten präferieren und sich in extrem begrenztem Maß für die Umsiedlung und die lokale Integration mit Perspektive auf Einbürgerung engagieren.

2021 sind 429.300 Flüchtlingen in ihre Herkunftsländer zurückgekehrt (2020: 251.000). Bei mehr als der Hälfte von ihnen handelt es sich um Flüchtlinge, die aus Nachbarstaaten in den Südsudan zurückgekehrt sind (270.200), wobei es gleichzeitig zu neuen Fluchtbewegungen im und aus dem Land kam. Auch bei Resettlement gab es – aufgrund der etwas verbesserten Pandemielage – einen leichten Anstieg. Laut UNHCR wurden 57.500 Flüchtlingen umgesiedelt. Nachdem die von Industriestaaten angebotenen Plätze schon in den Jahren zuvor rückläufig waren, kam das UNHCR-Resettlement-Programm 2020 fast zum Erliegen (34.400 Menschen wurden umgesiedelt). Auch der Regierungswechsel in den USA – traditionell ein wichtiges Resettlementland – hat zur Erhöhung beigetragen. Dennoch sind die Resettlement-Zahlen weiterhin weit entfernt vom Bedarf, der laut UNHCR 2021 bei etwa 1,4 Mio. Plätzen lag. Darüber hinaus wurden 2021 etwa 56.700 Flüchtlinge aus 161 Herkunftsländern in 23 Aufnahmeländern lokal integriert und eingebürgert.

Insgesamt bedeuten diese geringen Zahlen, dass nur 543.500 bzw. 2,6% der weltweiten 21,3 Mio. Flüchtlinge unter UNHCR-Mandat 2021 Zugang zu einer der drei dauerhaften Lösungen hatten. Trotz geringem Anstieg gegenüber dem Vorjahr verdeutlichen die Zahlen, dass das globale Flüchtlingsregime die zentrale Aufgabe der Umsetzung von dauerhaften Lösungen anhaltend schlecht erfüllt (2020: 1,5%; 2019: 2,4%; 2018: 3,7%2017: 4,2%2016: 4,4%2015: 2,1%).

 

Abschließende Gedanken

Auf alarmierende Weise macht der aktuelle Global Trends-Bericht abermals deutlich, dass Millionen Menschen aufgrund diverser Gefahren ihre Herkunftsorte verlassen und anderswo Schutz suchen müssen, und dass für viele Geflüchtete jahrelang kein Zugang zu dauerhaften Lösungen besteht.

Gegenüber dem Vorjahr gab es zwar einen geringfügigen Anstieg bei den Asylanträgen und den dauerhaften Lösungen. Dies dürfte v.a. darauf zurückzuführen sein, dass Mobilitätsbeschränkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie weltweit gesehen etwas abgenommen haben. Dies ist jedoch keineswegs als Kurswechsel in Richtung zu einer stärker humanitären oder rechtbasierten Aufnahmepolitik zu verstehen. Bei den dauerhaften Lösungen klaffen Bedarfe und bereitgestellte Aufnahmeplätze, Rückkehrmöglichkeiten und Integrationschancen weiterhin schmerzlich auseinander. Und auch bei der Gewährung des Zugangs zum Asylverfahren beobachten wir in vielen Staaten im globalen Norden eine Fortführung von vehementen Abschottungspolitiken, die mit dem Völkerrecht oft nicht konform sind, so etwa der britische Deal mit Ruanda.

Diese Praxis der Flüchtlingspolitik steht in eklatantem Widerspruch zu den Bekenntnissen und Verpflichtungen, die die internationale Staatengemeinschaft u.a. in der der New Yorker Erklärung von 2016 und im Globalen Flüchtlingspakt von 2018 eingegangen ist. Damals versprachen die Staaten ein flüchtlingspolitisches Engagement, dass sich am Bedarf orientiert.

Dass Staaten auch anders handeln können zeigt sich nicht nur in historischen Beispielen wie der Evakuierung sogenannten Boatpeople aus Südostasien, sondern auch in der Aufnahmepolitik für Geflüchtete aus der Ukraine in Europa aktuell. Die Gründe hierfür sind komplex und es ist Aufgabe der Flucht- und Flüchtlingsforschung hier detaillierte Erkenntnisse zu liefern.

Teil solcher Analysen der Flucht- und Flüchtlingsforschung ist auch, sich mit der Produktion von Wissen auseinanderzusetzen. Zahlen über Entwicklungen wie jene, die wir in diesem Beitrag zusammengefasst und reflektiert haben, sind zwar wichtig, um das globale Ausmaß zu erfassen, jedoch ist die Quantifizierung von sozialen Phänomenen wie Flucht kritisch. In den letzten Blogbeiträgen zu den Global Trends-Berichten 2019 und 2020 sind wir bereits auf Limitierungen der ‚big data‘ eingegangen und haben auf die „Illusion der Transparenz“ verwiesen. Auch in diesem Jahr möchten wir unseren Beitrag damit beenden.

Statistische Angaben sind zweifelsohne relevant für Entscheidungstragende in Politik und humanitären Organisationen, um Schutz- und Unterstützungsmaßnahmen bereitzustellen. Doch während Zahlen vermeintlich feststehende Fakten darzustellen scheinen, bilden sie die Realität in sehr selektiver Weise ab. Dies zeigt sich beispielsweise anhand der binären Strukturen, die LGBTIQ+ Personen vollkommen ignoriert. Im Bericht existieren Menschen, die sich nicht ‚Frau‘ oder ‚Mann‘ zuordnen lassen, schlicht nicht. Auch in der Analyse, wie Unterbringungsformen in den Global Trends-Berichten quantifiziert werden, legt Ulrike Krause weitreichende Probleme dar.

Die Quantifizierungen führen zu einer hohen Abstraktion, die nicht vordergründig die lokalen Verhältnisse der betroffenen Menschen wiederspiegeln. Selbstverständlich sind sich Mitarbeitende von UNHCR der Herausforderungen bewusst. Da UNHCR mit den Global Trends-Berichten ein breites Publikum anspricht und das Ziel verfolgt, über Fluchtentwicklungen öffentlich zu informieren und zu Schutzpolicies beizutragen, sollten sowohl die Produktion als auch die Grenzen der Zahlen deutlich stärker im gesamten Bericht diskutiert werden.

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